Eigenproduktion des GTG mit dem Theater im Bahnhof für den „steirischen.herbst 2013“
„Operation Wolfshaut“ ist der Versuch einer theatralen Dorfsoziologie am Beispiel eines gescheiterten Probenprozesses. Zwei Theatermacherinnen kommen aufs Land, um mit Zeitzeugen Interviews über die Nachkriegszeit zu führen. Die Gespräche erinnern sie an den Roman „Die Wolfshaut“, in dem der Autor Hans Lebert die Mechanismen kollektiver Verdrängung im Nachkriegsösterreich beschreibt.
Inspiriert von den Interviews wie von der Atmosphäre des Romans, beginnen sie einen Probenprozess, der aufgrund von Auffassungsunterschieden abgebrochen wird. Der Abend des Theaters im Bahnhof und des Gaststubentheaters Gößnitz ist das Making-of dieses Prozesses.
Das Interesse der beiden Theatermacherinnen gilt dem Dorf, dem Spiel zwischen einer Gruppe und Außenstehenden, Männer- und Frauenbildern sowie Hackordnungen und Atmosphären. Es gibt eine Auseinandersetzung mit der Unterschiedlichkeit von vordergründig Gleichem.
Das Dorf als Phänomen interessiert die beiden aber auch im Hinblick auf ihr Leben in der Stadt, die in bestimmten Vierteln eine „Verdörferung“ erlebt.
Das sogenannte Grazer Annenviertel, ihr Arbeits- und Lebensort, hat dorfähnliche Strukturen, lediglich das Selbstverständnis ist ein anderes.
Die Darstellerinnen und Darsteller der ländlichen Gruppe werden von ihnen immer wieder aufgefordert, mit freier Improvisation Motive und Rituale eines Dorfes nachzuvollziehen, dabei kommt man der eigenen Realität oft ein bisschen zu nahe. Unsicherheit entsteht.
Die Beschäftigung mit einem Dorf und einem dunklen Geheimnis fördert Mechanismen des Verdrängens und der kollektiven Abwehr zutage, die auch in der Probensituation zunehmend eine Rolle spielen. Die Kultur des Vermeidens erfasst sowohl Gruppe als auch die Theatermacherinnen aus der Stadt, gewisse Kräfte wirken also immer weiter.



Mit:
Andreas Gößler
Pia Hierzegger
Elisabeth Holzmeister
Markus Kohlbacher
Eva Maria Krammer
Helene Krammer
Andreas Schmidt
Klaus Schmidt-Puffing
Bühnenbild, Ausstattung, Raumgestaltung: Johanna Hierzegger
Regie: Ed. Hauswirth
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