Kirbisch (2001)

von Anton Wildgans

Anton Wildgans, in Wien geboren, studierte nach der Matura Rechtswissenschaften, promovierte 1908 und arbeitete kurz als Untersuchungsrichter, bevor er sich dem freien Schreiben zuwandte. 1909 heiratete er Lilly Würzl, sein Sohn Friedrich wurde später ein bedeutender Komponist und Musikpädagoge. Wildgans leitete das Wiener Burgtheater 1921/22 sowie 1930/31 und machte sich mit sozialkritischen Werken einen Namen. Nach 1918 trat er entschieden für die staatliche Eigenständigkeit Österreichs ein, was seine „Rede über Österreich“ von 1930 eindrücklich zeigt. 1932 als aussichtsreichster Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt, starb er mit 51 Jahren

Zum Inhalt:

„Kirbisch“ spielt im steirischen Dorf Übelbach zur Kriegszeit und entlarvt in bunt-derber Satire Heuchelei, Gier und Herdentrieb. Rund um das Fronleichnamsfest prallen Figuren aufeinander: die mitfühlende Schenkin Cordula, der einfältige Vitus, der strenge Gendarm Kirbisch mit seiner ehelosen, später untreuen Frau, und Fleps, ein zum Weltmann gewordener Fronturlauber – zugleich Cordulas verantwortungsscheuer Liebhaber und mutmaßlicher Vater ihres Kindes. Das Dorf ergötzt sich an Spott und Tratsch, treibt Vitus vor sich her und versucht Cordula in einem grotesken „Hochzeits“-Spektakel zu verhöhnen. Der Pfarrer verzweifelt am moralischen Verfall seiner Gemeinde. Schiebung, Schleichhandel und neue Aushebungen verschärfen das Klima, bis eine Explosion in der nahen Industriestadt das latente Unheil körperlich spürbar macht. Am Ende verlässt Cordula Übelbach schwanger und allein – ein bitteres Bild dafür, dass nicht nur das Dorf, sondern „die Welt“ von Rohheit, Machtspiel und sozialer Kälte geprägt ist, dem dennoch ein Rest Hoffnung auf Menschlichkeit entgegengesetzt wird.

Mit:

Markus Kohlbacher
Eva Maria Krammer
Helene Krammer
Hannelore Guggi
Gregor Koschar
Andreas Schmidt

Regie: Beatrix Brunschko